Er war der älteste Purpurträger der katholischen Kirche: Am Donnerstag Abend ist Kardinal
Corrado Bafile im römischen Krankenhaus Pio X im Alter von 101 Jahren gestorben. Über
lange Jahre war der Senior der Kardinäle Nuntius in Deutschland gewesen. Konrad
Adenauer, Ludwig Erhard, Kurt Georg Kiesinger, Willy Brandt und Helmut Schmidt – all
diese deutschen Bundeskanzler erlebte Corrado Bafile als Apostolischer Nuntius in
Bonn. Der aus den Abruzzen stammende Geistliche sprach fließend deutsch – kein Wunder,
hatte er doch sein Studium in den 20er Jahren in München begonnen. Chemie war sein
Fach damals. Nach der Naturwissenschaft verlegte er sich auf Jura, um dann, nach einigen
Jahren in diesem Beruf, ins römische Priesterseminar einzutreten. Am Karsamstag 1936
wurde er zum Priester geweiht. Darauf folgten weitere Studien und schließlich die
Arbeit als Diplomat für den Heiligen Stuhl. 1960 ernannte ihn Papst Johannes XXIII.
zum Nuntius in Deutschland und weihte ihn selbst in der Sixtinischen Kapelle zum Bischof.
Fünfzehn Jahre war er als Papstbotschafter in der Bundesrepublik – in die Zeit seines
Wirkens fällt der Mauerbau genauso wie die großen Diskussionen um den Abtreibungsparagraphen
218. Zu seinen Erfolgen zählt das Konkordat mit dem Bundesland Niedersachsen. Umstritten
war seine Forderung nach einer Abberufung des von ihm als zu progressiv eingestuften
Limburger Bischofs Wilhelm Kempf. 1976 erhob Papst Paul VI. den Erzbischof zum Kardinal
und vertraute ihm die Aufgabe des Präfekten der vatikanischen Heiligsprechungskongregation
an. 1980, im Alter von 77 Jahren entbindet ihn Johannes Paul von dieser Aufgabe. Einen
Spitznamen hat sich Bafile während seiner deutschen Zeit eingehandelt – schließlich
nannte man ihn seiner Energie wegen den „Tiger in samtener Soutane“.