Certamen pro auctoribus periodicorum in causis Linguae Latinae - so könnte man eine
neue Inititive der päpstlichen Historikerkommission überschreiben: Die Kommission
hat zwei Journalistenpreise ausgelobt - und zwar für Reporter, die darüber berichten,
inwiefern es wichtig ist, dass heute in den Schulen klassische Sprachen unterrichtet
werden, also Latein und Griechisch. Dass heute in vielen Gymnasien des deutschen Sprachraums
fast schon gar kein Latein mehr auf dem Stundenplan steht, sieht der Präsident der
Päpstlichen Historikerkommission, der deutsche Kirchengeschichtler Walter Brandmüller,
als tragisch an:
"Das würde bedeuten, dass innerhalb kürzester Zeit der deutsche durchschnittsgebildete
Bundesbürger vor zahllosen Monumenten, Kirchen, Gebäuden mit lateinischen Inschriften
stehen würde, wie wir heute vor einem ägyptischen Obelisken oder einem Sanskrit-Text.
Das würde praktisch den Bruch mit einer über 3000jährigen historischen Überlieferung
bedeuten. Die Frage ist, ob wir uns das leisten können."
Lateinunterricht, ist Brandmüller überzeugt, hat einen ganz praktischen Nutzen, der
einem jeden Schüler zu gute komme:
"Das Ergebnis der Pisa-Studie, das den deutschen Schülern mangelnde Fähigkeit zum
Erfassen von Texten und deren Aussage bescheinigt, war die unausweichliche Folge des
Mangels an lateinischer Grammatik. Es gibt kein Mittel, das für logisches Denken und
sprachliche Kompetenz so wirksam wäre wie das Lernen der lateinischen Grammatik."
Von dem hoch dotierten Journalistenpreis erhofft sich die päpstliche Historikerkommission
nun eine öffentlichkeitswirksame Diskussion über das Thema - Latein und Griechisch
sollen in Zeitungen und Fernsehen vorkommen. Und nicht nur für Wissenschaftler, die
sich mit antiken, mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Texten auseinander zu setzen
zu haben, ist lateinische Bildung wichtig. Breit müsse die Ausbildung sein, so Historiker
Brandmüller:
"Die Elite der Wissenschaftler kann immer nur aus einer breiteren Masse Gebildeter
sich heraus kristallisieren. Wenn die Grundlagen fehlen... Das heißt beispielsweise,
wenn der Massensport fehlen würde, würde es keine Olympiasieger mehr geben..."
(rv 22. 1. 05 lw)