2005-01-17 13:25:46

Italien: Christlich-jüdischer Dialogtag


Papst Johannes Paul II. wird morgen die bislang größte Delegation von Rabbinern aus aller Welt in Audienz empfangen. Anlass der Visite ist der vierzigste Jahrestag der Verabschiedung der Konzilserklärung Nostra Aetate, die den Dialog zwischen Juden und Katholiken offiziell einläutete. Die Rabbiner repräsentieren die unterschiedlichen Strömungen des Judentums und wollen dem Papst für seine Bemühungen um Versöhung zwischen den beiden Glaubensgemeinschaften danken. In Italien, Österreich und Polen begeht die Kirche heute den Tag des jüdisch-christlichen Dialogs. Dabei müssen dem in der italienischen Bischofskonferenz für Kontakte zum Judentum zuständigen Bischof Vincenzo Paglia, Gemeinsamkeiten nicht erst geschaffen, sondern nur wiederentdeckt werden. "Zu unseren gemeinsamen Wurzeln zurückkehren bedeutet, ehrlich die untrennbare Beziehung zwischen Juden und Christen betrachten. Beide sind Wächter der gleichen Schriften des Alten Testaments. Jesus selbst fühlt sich als Jude. Er hat uns gelehrt, den Abrahams, Isaaks und Jakobs Gott Vater zu nennen und in ihm einen Gott zu sehen, der sich in die Geschichte der Menschen einmischt. Diese Tradition der Vaterschaft Gottes, eines Vaters, der sich rühren lässt, ist unser großes Erbe, das Jesus als erster erlebt hat, bis er selbst zum Bild des Barmherzigen wurde. Damit entsteht das Bewusstsein für den Wert des menschlichen Lebens aus dem jüdisch-christlichen Monotheismus."
Die morgige Begegnung zwischen dem Papst und den Rabbinern wird die zahlenmäßig größte sein; noch nie zuvor waren so viele jüdische Geistliche mit dem Papst zusammen getroffen. In den Jahrzehnten des jüdisch-christlichen Dialogs hat es zahlreiche Begegnungen gegeben; meist geht es um theologische Themen, aber Politik und Geschichte lassen sich nie ganz ausklammern, erklärt Pater Norbert Hofmann, Mitarbeiter der Kommission für den Dialog mit dem Judentum. Besonders gilt das natürlich für den Holocaust::
"Das war und ist ein wichtiges Thema. Es gab 1998 ein Dokument unserer Kommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum, das heißt: ,Wir erinnern'. Dort geht es um die katholische Sicht der Shoa. Anfang der 90er Jahre, ja schon Mitte der 80er Jahre, drängte das Judentum darauf, dass sich die katholische Kirche mit dem Judentum auseinander setzen sollte. Die Frucht dieser Auseinandersetzung ist das Dokument von 1998. Die Shoa, der Holocaust ist ein Pfeiler jüdischer Identität geworden, insofern können wir die Shoa nie aus dem Dialog ausblenden."
(rv 17. 1. 05 bg/lw)







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