2005-01-12 10:15:24

D: Huber trifft Moslems


Das lang erwartete Treffen des deutschen Chef-Protestanten, Bischof Wolfgang Huber, mit deutschen Islam-Vertretern ist gestern nachmittag in Berlin endlich zustande gekommen. Vorausgegangen waren Wochen des Hickhacks und der Mißverständnisse. Nach der Begegnung klang die Bilanz der Teilnehmer dagegen sehr positiv.
„Ich glaube, wir haben heute ein Zeichen setzen können und ich hoffe, ich glaube wir haben einen neuen Impuls gegeben...In erster Linie wünschen wir uns als Islamrat einen vertauensvollen Dialog.“
Ali Kizilkaya, Vorsitzender des Islamrates in Deutschland, wertet die erste Begegnung zwischen muslimischen Spitzenvertretern und dem Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber, als vollen Erfolg. Zwar habe es im Vorfeld einige Unstimmigkeiten gegeben. Doch diese seien nun im direkten Gespräch ausgeräumt. Gemeinsam habe man sich gegen jede Gewalt und Terror und für die Grundlagen der Demokratie ausgesprochen. Und auch Bischof Huber war nach fast 2 Stunden Gedankenaustausch des Lobes voll. Nun wolle man recht bald die Sachdiskussion miteinander führen:
„Daß gemeinsame Überlegungen zum Religionsunterricht und zu den Möglichkeiten des islamischen Religionsunterrichtes erstes Thema für solche Fachgespräche sein könnten...wie es zur Ausbildung von Imamen in Deutschland in deutscher Sprache kommen könnte, was ein Beitrag zur Integration wäre.“
Nach über einem Jahr Gesprächsstillstand hat man auf Spitzenebene offensichtlich eine Arbeitsbasis gefunden. Die Bildungs- und damit Integrationsfrage solle bei den evangelisch-muslimischen Spitzengesprächen zunächst im Vordergrund stehen. Die evangelische Kirche will aber weiterhin auch einen „tabulosen Dialog“ führen. So wurde etwa die Menschrechtslage christlicher Minderheiten in muslimischen Mehrheitsgesellschaften wie etwa in der Türkei angesprochen. Natürlich müsse auch die Geschlechterfrage behandelt werden, meint Hamideh Mohagheghi. Als einzige Frau nahm die Redakteurin der islamischen Frauenzeitschrift HUDA am Spitzentreffen teil. So sei die Diskriminierung von Homosexuellen in vielen muslimischen Familien weiterhin ein großes Problem. Auch das Selbstbestimmungsrecht der Frauen müsse mit auf die künftige Gesprächsagenda. Andererseits sollten kirchliche Kritiker dabei aber wahrnehmen, dass muslimische Frauen in Deutschland immer mehr Selbstbewusstsein erlangten, ob mit oder ohne Kopftuch:
„Was für mich irritierend ist, dass die positiven Beispiele unter muslimischen Frauen, die eigenständig arbeiten, eigene Meinung haben, dass das weniger in den Medien kommt, sondern nur die negativen Beispiele.“
Insofern freut sich die progressive Muslimin schon auf das nächste Treffen mit Bischof Huber. Denn wichtig sei es, bei einem christlich-muslimischen Dialog nicht nur die konservativen Kräfte des Islam zu Wort kommen zu lassen.
(thomas klatt, berlin, für rv 12.01.05 sk)







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