Italien: Brief von deutschem KZ-Märtyrer übergeben
Die Glaubenszeugen des 20. Jahrhunderts sollen nicht vergessen werden. Das war eine
Grundforderung von Papst Johannes Paul II. bei den Jubiläumsfeiern des Jahres 2000.
Um dieses Anliegen zu verwirklichen, hat die römische Basisgemeinschaft Sant` Egidio
die Bartolomäuskirche auf der Tiberinsel zu einer Gedenkstätte für die Märtyrer des
20. Jahrhunderts gemacht. Gestern abend fand dort eine bewegende Feier statt. Kardinal
Joachim Meisner übergab der Gedenkstätte einen Brief des katholische Journalisten
und Schriftstellers Heinrich Ruster, den dieser aus dem KZ Sachsenhausen kurz vor
seinem Tod im Jahr 1942 an seine Frau geschickt hatte. Das kurze Schreiben wurde im
Rahmen eines Wortgottesdienstes vorgelesen und dann gerahmt in feierlicher Prozession
an einen Seitenaltar getragen, wo er neben anderen Erinnerungsstücken an Glaubenszeugen
des letzten Jahrhunderts ausgestellt bleibt. Der rheinische Katholik Ruster hatte
wiederholt gegen die Nazidiktatur protestiert, er wurde schließlich in das berüchtigte
KZ verbracht, dort gefoltert und starb im Oktober 1942 an allgemeiner Körperschwäche.
In den Briefen an seine Frau bekennt er seinen Glauben an die Auferstehung von den
Toten. Vor seinem Tod sagte er: "Wie sollten wir nicht freudig den Becher trinken,
aus dem Christus getrunken hat?" Vor zwei Jahren war hier schon von Kardinal Walter
Kasper ein Brief des evangelischen Pfarrers Paul Schneider übergeben worden, der im
Jahr 1939 im KZ-Buchenwald umgebracht worden war. Beide Schreiben sind nun dort Symbole
der Kircheneinheit im Martyrium. (11.01.05 sk)