Wer in der Bibel nachschlägt, wundert sich: Von drei heiligen Königen ist da gar nicht
die Rede. Auch nicht von Caspar, Melchior, Balthasar. Was hat es dann mit dem Fest
"Heilige Drei Könige" auf sich? Eigentlich werden heute gar nicht die "Magier"
oder "Sterndeuter aus dem Osten" gefeiert, von denen die Bibel spricht. Stattdessen
geht es - seit den Zeiten der Urkirche - um die "Epiphanie", das Offenbar- oder Sichtbar-Werden
Gottes. Ein solches Fest hat Wurzeln in der Antike und wurde von der Urkirche auf
Christus hin gedeutet. Erst als Friedrich Barbarossa im 12. Jahrhundert die Reliquien
der drei "Könige" aus dem eroberten Mailand nach Köln überführte, verband sich das
mit dem Epiphanie-Fest - und überlagerte es. Der Theologe Origenes hatte schon
früh von drei Geschenken der "Sterndeuter" auf drei Heilige geschlossen - das 6. Jahrhundert
begann, Könige in ihnen zu vermuten, und das 9. Jahrhundert wusste dann plötzlich
auch ihre Namen. Künstler fanden es attraktiv, die drei Könige als Vetreter verschiedener
Altersgruppen oder verschiedener Weltteile darzustellen. Seit den spanischen und orientalischen
Kreuzzügen stand dann fest, dass Balthasar ein Mohrenkönig war, und Kasper - wer hätte
das gedacht - fand Eingang ins Puppentheater und wurde als Kasperle eine komische
Figur. Die heiligen drei Könige haben einen weiten Weg hinter sich - nicht nur
von Arabien oder Mesopotamien nach Betlehem. Sondern auch durch die Zeiten hindurch
bis zu uns. (rv 06.01.05 sk)