Indonesien: Nuntius schockiert über Lage in Katastrophen-Gebiet
Lange Monate war das indonesische Aceh Sperrgebiet für Besucher - wegen eines heftigen
Bürgerkriegs. Aber nach dem verheerenden Tsunami, dessen Epizentrum im Meer vor Aceh
lag, läßt die Regierung jetzt doch Ausländer in der völlig verwüsteten Region zu.
Der päpstliche Nuntius in Indonesien, Erzbischof Albert Malcom Ranjith Patabendige,
war gestern zusammen mit dem Wiener Kardinal Christoph Schönborn in Banda Aceh. Der
Vertreter des Papstes sagt: "Die Lage dort ist sehr schlimm. Noch immer wird nach
Leichen gesucht, und die Schäden sind sehr, sehr groß. Wir fanden, das ähnelt ein
bißchen dem biblischen Harmaggedon. So viele Menschen sind gestorben! Die Bischöfe
der Kirche vor Ort arbeiten eng zusammen und tun, was sie nur können - nicht nur für
die Katholiken, sondern auch für die Moslems. Wir arbeiten mit den Organisationen
der Moslems zusammen, denn es ist immer besser, solche Hilfe über die richtigen Kanäle
zu geben, damit wir von den Moslems da nicht mißverstanden werden.... Die Lage ist
sehr, sehr schwer, und wir brauchen viel mehr Hilfe für diese Leute."
Andere Kirchenverantwortliche in Aceh haben unterdessen Moslem-Fundamentalisten wegen
ihrer Ablehnung ausländischer Hilfe kritisiert. Die Mehrheit der Bevölkerung begrüße
die Hilfe aus Europa, den USA und von katholischen Hilfsorganisationen, sagte der
Erzbischof-Koadjutor von Medan, Anicetus Sinaga, dem niederländischen Informationsdienst
"katholieknederland.nl". Doch "kleingeistige Moslem-Fundamentalisten" wiesen die
Hilfe zurück, weil sie darin einen Versuch zur Christianisierung der Region sähen.
Sinaga betonte, die kirchliche Hilfe diene nicht dem Ziel, Seelen zu gewinnen. Sie
folge ausschließlich humanitären Prinzipien.
(rv / kna 03.01.05 sk)