Bei der Stichwahl in der Ukraine ist wie erwartet der pro-westliche Viktor Juschtschenko
als Sieger hervorgegangen. Der neue Präsident könnte auch für die Lage der Kirchen
in seinem Land Veränderungen bewirken, sagt der Ostkirchenexperte Heinz Gstrein. Der
neue Präsident Viktor Juschtschenko verspricht 50 Millionen Ukrainern nicht nur die
politische Befreiung von der russischen Vorherrschaft. Die war in Kiev auch nach der
Unabhängigkeit vor 13 Jahren bestimmend geblieben. Unter Juschtschenko kann es auch
in der Ukraine die kirchliche Bewegung los von Moskau ans Ziel kommen. Sie hatte schon
zum Wiedererstehen der ukrainisch-katholischen Kirche aus den Katakomben und zur Bildung
freier oder orthodoxer Kirchen geführt. Die grösste von ihnen, das Patriarchat von
Kiev, zählt jetzt den neuen Präsidenten zu seinen Gläubigen. Unter seinem Vorgänger
Kutschma war nicht nur der politische, sondern ebenso der kirchliche Einfluss Moskaus
wieder gewachsen, die russische-orthodoxe Kirche erneut zur stärksten Glaubensgemeinschaft
geworden. Jetzt bahnt sich aber ein Zusammenschluss aller unabhängiger ukrainisch-orthodoxer
Kirchen unter dem Patriarchen Bartolomaios I. an. Die ukrainische-katholische Kirche
will sich an dieser Communio beteiligen und so zur Brücke zwischen Rom und Konstantinopel
werden. (rv 27.12.04 heh)