Ein Aufruf zum Ende der Gewalt in Israel und im Irak war die Botschaft des Lateinischen
Patriarchen bei der traditionellen Weihnachtsmesse in Bethlehem. Erneut verurteilte
der palästinensische Erzbischof die von Israel errichtete so genannte "Schutzmauer"
und die Besetzung des Westjordanlandes durch israelisches Militär. "Unsere Situation
ist eine Situation von Konflikt und Gewalt, von Unsicherheit und Angst, militärischer
Besatzung, Barrieren der Trennung, Städten, die Gefängnissen gleichen, und von Demütigungen",
sagte Sabbah in seiner Predigt wörtlich. "Wir beten, dass alle Mauern einstürzen,
diejenigen um Bethlehem und die anderen palästinensischen Städte herum, aber auch
die Mauern aus Hass in unseren Herzen. Wir sagen, dass das zu lange gedauert hat;
nun ist es Zeit, dass die Gewalt in den Seelen und den Herzen der Leute, ja der Anführer,
besiegt wird", fuhr der Patriarch fort. Mehrere tausend Menschen waren zu der Eucharistiefeier
in Bethlehems Katharinenkirche gekommen. Unter ihnen befand sich auch der neue PLO-Chef
Abbas - erstmals seit vier Jahren hatte Israel wieder die Teilnahme eines PLO-Führers
an der Mitternachtsmesse genehmigt, an den vergangenen Weihnachtsfesten hatte immer
ein mit einem Kopftuch gekennzeichneter leerer Stuhl für Jassir Arafat in der Basilika
gestanden, da der letzten Monat verstorbene Palästinenserpräsident unter Hausarrest
gestanden hatte. "Wir wollen diese Tradition, die der eben in die Ewigkeit abgegangene
Präsident Arafat begründet hat, fortsetzen und mit euch in dieser heiligen Nacht sein",
erklärte der Moslem Abbas, der als der Favorit für die Wahl zum Nachfolger Arafats
am 9. Januar gilt.
(afp/reuter/ap 25. 12. 04 lw)