Papst Johannes Paul II. hat die Einhaltung der Vereinbarung zwischen Staat und Kirche
in Ungarn gefordert. Gegenüber dem ungarischen Premierminister Gyurcsány Ferenc, den
er heute in Audienz empfing unterstrich das Kirchenoberhaupt aber auch, dass sich
durch den Beitritt Ungarns zur Europäischen Union ein neues Kapitel in der Geschichte
des ungarischen Volkes geöffnet habe.
Und damit ging der Papst auch schon in medias res: Wichtig für diese neue Etappe seien
die Jugendlichen - und diese wiederum bräuchten Erziehung und Ausbildung, für die
sich die Kirche immer besonders eingesetzt habe und es vor allem auch in Zukunft tun
wolle. Deshalb, so der Papst sei er sehr erfreut darüber, dass es vor einigen Jahren
den Abschluss eines Vertrages über die Finanzierung der schulischen und anderen religiösen
Aktivitäten der Kirche zwischen dem Heiligen Stuhl und Ungarn gegeben habe. Schließlich
sind der Kirche nach der Wende Schulen, Krankenhäuser und Kirchen sowie andere Gebäude
und Einrichtungen zurück gegeben worden. Wörtlich fuhr der Papst fort: "Dieses Abkommen
definiert in einer juristisch bildenden Weise die Rolle der Kirche in einem wichtigen
Teil der ungarischen Gesellschaft, mit Blick auf den Respekt vor Menschenrechten der
Religionsfreiheit und der Bildung. Es sei seine Hoffnung, dass der Geist der konstruktiven
Zusammenarbeit weiterhin die Verhandlungen zwischen Staat und Kirche begleite, so
der Papst. Diese Worte des Kirchenoberhauptes kommen eine halbe Woche nach einer Demonstration
vor dem Budapester Erziehungsministerium, die die Finanzierung der kirchlichen Schulen
durch den Staat eingefordert hatte. Die Regierung unter dem Ex-Kommunisten und ehemaligen
Jugendführer im kommunistischen Ungarn Gyurcsány will nämlich die öffentliche Finanzierung
von religiösen Schulen zurückfahren; dieses Thema ist in der ungarischen Gesellschaft
derzeit heiß diskutiert.
(rv 18. 12. 04 lw)