2004-12-15 09:27:09

Uganda: Waffenruhe läuft aus


Einen Monat hat die Waffenruhe gedauert, jetzt steht Nord-Uganda wieder am Abgrund. Heute läuft die Vereinbarung zwischen Regierung und Rebellen über eine Waffenruhe aus, und noch hat sich die sektenähnliche Gruppe namens "Widerstandsarmee des Herrn" nicht zu förmlichen Friedensverhandlungen überreden lassen. Achtzehn Jahre dauert der äußerst blutige Bürgerkrieg in Norduganda schon - laut UNO von allen vergessenen Konflikten der schlimmste. Der Comboni-Missionar Tarcisio Pazzaglia arbeitet in Kitgum.
"Auch wenn ich in Norduganda lebe, bekomme ich diese Nachrichten doch nur aus den Zeitungen mit. Hier vor Ort merkt man keinen Wechsel: Die Rebellen holen sich weiter mit Gewalt was zu essen, die Leute leben immer noch in Flüchtlingscamps und hängt von Hilfe von außen ab. Die Bevölkerung hofft, aber bis jetzt gibt es ja nichts Konkretes. Immerhin gab es in letzter Zeit keine Hinterhalte auf den Straßen - aber wer nur einen Schritt abseits der Straßen macht, der lebt gefährlich."
Und darum, so berichtet der Missionar, herrscht bei der Bevölkerung denn doch eher Mißtrauen vor, was ein Ende des Krieges angeht.
"So oft schon haben die Parteien angefangen, zu verhandeln, und konnten sich dann auf nichts einigen! Das sind überhaupt keine richtigen Kontakte, wo schon über irgendwas Konkretes gesprochen wird... Die Rebellen haben zwar schon Regierungs-Unterhändler getroffen, aber jetzt wollen sie noch mit den Religionsführern sprechen: Katholiken, Protestanten, Moslems. Vielleicht kommt aus diesem ganzen Gerede irgendwann mal eine echte Verhandlung zustande, wo man erfährt, was die Guerriglia überhaupt will und was die Regierung zu geben bereit wäre."
Rebellenführer Joseph Koney halte sich derzeit im Sudan auf und kämpfe dort offenbar noch - vor ein paar Tagen erst gab es einen blutigen Überfall auf Dorfbewohner im Südsudan, die regelrecht geschlachtet wurden. Der womöglich verrückte Bandenchef habe noch nicht zu erkennen gegeben, ob sich Friedensverhandlungen mit ihm überhaupt machen ließen. Norduganda blickt weiter in den Abgrund.
(rv 15.12.04 sk)







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