Georgien: Caritas erschüttert über Lage der Kinder
Zu Sowjet-Zeiten war Georgien die wohlhabendste Teilrepublik des Riesenreiches. Doch
in den Jahren nach der Unabhängigkeit brachen Wirtschaft und Stabilität zusammen.
Das machte die gesamte Region zum Aktionsgebiet für Terrorismus. Wie sehr, zeigte
im September die Ermordung von 400 Kindergeiseln in Beslan in Nordossetien, das unmittelbar
an Georgien grenzt. Eine Delegation der italienischen Caritas war nun in Georgien.
Und nahm erschütternde Eindrücke über den Alltag besonders von Kindern in dem Land
mit. Delegationsleiter Riccardo Fontana, der Erzbischof von Spoleto-Norcia.
„Überall fehlt es am Nötigsten. Die Kinder hausen in Ruinen und sind gezwungen, auch
bei einem halben Meter Schnee in Baracken ohne Fenster zu schlafen. Es gibt kein Licht,
kein Essen. Sprecher der georgischen Regierung haben uns erklärt, dass sie im Moment
nicht in der Lage sind, diese Bedürfnisse zu erfüllen. Der Caritasdirektor, ein Salesianerpater,
geht herum und sammelt Kinder buchstäblich aus den Abwasserkanälen ein, wo sie sich
vor der Kälte hin geflüchtet haben. Missionare aus Italien und Polen leisten hier
wirklich wertvolle Arbeit.“
Manche Beobachter wollen in dem schwelenden territorialen Konflikt im Nord-Kaukasus
religiöse Motive sehen – namentlich Auseinandersetzung zwischen (orthodoxen) Christen
und Moslems. Diese Interpretation verneinen nicht nur Beobachter von außen.
„Alle Menschen, die wir dort getroffen haben, lehnten diesen Konlikt ab. Sie sagten,
sie wollten die Gründe dafür nicht einsehen und um jeden Preis in Frieden mit den
anderen leben. Als wir in Dörfern in Südossetien mit den Menschen sprachen, sagten
die uns, wir sollten doch auch zu den anderen gehen und sie nicht im Stich lassen,
weil auch sie Not litten. Eine sehr alte Frau - eine Orthodoxe - sagte mir: „Sind
wir denn nicht Christen?“
(rv 14.12.04 gs)