Das Parlament von Kiew hat am Mittwoch Änderungen am Wahlgesetz beschlossen. Damit
soll ein erneuter Betrug bei der Wiederholung der Stichwahl ums Präsidentenamt verhindert
werden. Das Parlament stimmte auch weiteren Gesetzes-Änderungen zu, auf die sich die
streitenden Parteien in der Ukraine in den letzten Tagen geeinigt haben. Damit rückt
ein Ausweg aus der Krise der Ukraine in greifbare Nähe.
Vertreter von 12 Kirchen
und Religionsgemeinschaften - Christen, Juden und Muslime - haben jetzt auf dem Unabhängigkeitsplatz
in Kiew das erste Mal gemeinsam zu den Demonstranten gesprochen. Ein katholischer
Bischof erinnerte dabei die Politiker an ihre hohe Verantwortung für das Schicksal
von Millionen von Ukrainern. Ein ukrainisch-katholischer Ordensmann sagte, die Menschen
- unter ihnen viele Gläubige -, die auf den Plätzen in allen Städten ausharren, "fühlen,
wo die Wahrheit und wo die Ungerechtigkeit ist". Der von der Weltorthodoxie nicht
anerkannte orthodoxe "Patriarch" Filaret von Kiew teilte mit, er habe Staatspräsident
Leonid Kutschma daran erinnert, dass er seinen Amtseid "nicht nur auf die Verfassung, sondern
auch auf die Bibel" abgelegt habe. Dieser Eid sei daher "keine Formalität", sondern
"ein Versprechen vor Gott".
Vertreter der protestantischen Kirchen, der jüdischen
Gemeinde und der muslimischen Glaubensgemeinschaft bekundeten ebenfalls ihre Unterstützung
der Anliegen der Demokratiebewegung. Als letzter Redner trat ein Mönch aus den
Reihen der ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats auf, der aus
seiner Unterstützung für den oppositionellen Juschtschenko kein Hehl machte.
Juschtschenko
selbst würdigte den Auftritt der Zwölf als wichtiges Zeichen der Einheit der Demokratiebewegung. Der
ukrainische Kardinal Lubomir Husar von Lemberg hat gestern in Rom dem Papst Bericht
erstattet über die Vorgänge in der Ukraine. (reuters/kap/rv 08.12.04 sk)