Ministerpräsident Viktor Janukowitsch will jetzt offenbar selbst das Ergebnis der
gefälschten Präsidentenwahlen anfechten. Eine entsprechende Klage soll er bei Obersten
Gericht eingereicht haben. Das Parlament von Kiew hat für eine Absetzung der Regierung
gestimmt. Das rechtlich nicht bindende Votum verlangt die Einsetzung einer Übergangsregierng.
Die ukrainisch-orthodoxe und die katholische Kirche des östlichen Ritus drängen
derweil Präsident Leonid Kutschma, etwas gegen die Fälscher der letzten Wahlen zu
tun. Das Volk werde weiterdemonstrieren, bis es seine Rechte bekomme, so der Appell
von sechs christlichen Kirchenführern, der gestern abend bekannt wurde. Zu den Unterzeichnern
gehört auch der Großerzbischof von Lemberg, Kardinal Lubomyr Husar. In gesonderten
Überlegungen hat Kardinal Husar bekräftigt, er glaube nicht an eine Spaltung des Landes,
wie sie derzeit an die Wand gemalt werde. Die Demonstrationen dieser Tage zeigten
doch gerade "fundamentale Einheit des Volkes". Husar wörtlich: "Da zeigt sich eine
Nation, die jahrhundertelang mit Gewalt gespalten war, heute geeint in einem großen
Ziel." Der Weihbischof von Kiew, Stanislaw Szyrokoradiuk, ist für Neuwahlen in
seinem Land. Bei einem Besuch beim kirchlichen deutschen Hilfswerk Renovabis in Freising
meinte er, nur durch Neuwahlen könne sich das Land auf der Basis der jetzigen "Revolution
von unten" zu einem demokratischen Staat entwickeln. Die Wahrscheinlichkeit, dass
sich ostukrainische Gebiete bei einem Wahlsieg des Oppostionsführers Juschtschenkos
abspalten können, hält er für gering. Auch Viktor Juschtschenko werde einen Weg des
Ausgleichs zwischen dem östlichen und westlichen Landesteil sowie zwischen West- und
Osteuropa einschlagen. (rv/pm 01.12.04 sk)