2004-11-25 11:07:45

Vatikan: Ein "Reliquien-Krimi"


Der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I., hat den Papst Ende Juni "offiziös" um eine Rückgabe von zwei wichtigen Reliquien gebeten. Das geht aus einem Kommuniqué des päpstlichen Einheitsrates hervor. Es schildert, wie es zu der ungewöhnlichen Feier vom kommenden Samstag im Petersdom kommt - dabei will der Papst die Reliquien der beiden östlichen Kirchenlehrer Gregor von Nazianz und Johannes Chrysostomos persönlich an Bartholomaios zurückgeben. Die Reliquien waren 1204 im Umfeld eines Kreuzzugs von Konstantinopel nach Rom gebracht worden.
Nach Angaben des Einheitsrates wiederholte Bartholomaios am 21. Juli schriftlich seine Bitte um eine Rückgabe der Reliquien. Er regte an, Johannes Paul solle sie selbst Ende November in Istanbul übergeben. Der Papst reagierte über einen Monat später, am 8. September, mit einem auf griechisch geschriebenen Brief, der damals nicht bekannt wurde. Darin bedauert er, nicht nach Istanbul reisen zu können, erklärt aber, die Reliquien der beiden Heiligen zurückgeben zu wollen. Am 13. Oktober antwortete daraufhin Bartholomaios, er sei bereit, sie selbst noch vor dem orthodoxen Andreasfest Ende November in Rom abzuholen.
Das Kommuniqué des Einheitsrates gibt einen ungewöhnlichen Einblick in den "kleinen Dienstweg" zwischen Papst und Patriarch. Bei Bartholomaios Rombesuch Ende Juli hatte Johannes Paul den orthodoxen Christen bereits eine Kirche am Forum Romanum für ihre Gottesdienste geschenkt.
Bartholomaios wird morgen mit einer achtköpfigen Delegation in Rom eintreffen und mit mehreren Kardinälen Gespräche führen, darunter Kardinal Walter Kasper vom päpstlichen Einheitsrat. Am Samstag wird der Papst ihm bei einer ökumenischen Feier im Petersdom die Reliquien der zwei Heiligen, die bislang in der Petersbasilika aufbewahrt waren, übergeben. Die Feier wird unter anderem von einem griechischen und von einem US-TV-Sender live übertragen. Anschließend wird Kardinal Kasper, zusammen mit drei weiteren Kirchenleuten, Bartholomaios in die Türkei zurückbegleiten und am Sonntag im Istanbuler Phanar an den Andreasfeiern teilnehmen. An der Liturgie im Amtssitz des Ökumenischen Patriarchen wollen auch Bischöfe verschiedener christlicher Kirchen teilnehmen, die der Fokolar-Bewegung nahestehen. Sie halten derzeit eine Konferenz in Istanbul ab.
(rv 25.11.04 sk)







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