Nur zehn Tage nach Arafats Begräbnis hat der neue PLO-Chef Abu Mazen (Mahmud Abbas)
zwei führende christliche Mitglieder aus der PLO-Spitze entlassen. Bei den Christen
im Heiligen Land wächst jetzt die Sorge, dass radikal islamische Kräfte ein Übergewicht
bekommen könnten. Einzelheiten hat Heinz Gstrein vom Ostkircheninistitut in Zürich:"Diese
Besorgnis wurde schon gleich beim Tod des legendären palästinensischen Führers ausgesprochen.
Arafat hatte sich seit Beginn seiner Laufbahn vor 40 Jahren christenfreundlich verhalten.
In einem Interview mit dem deutschen Dienst von Radio Vatikan Anfang 1988 bekannte
er sich sogar dazu, nicht nur Moslem, sondern gesinnungsmässig auch Christ zu sein.
Das waren keine Lippenbekenntnisse, sondern fester Bestandteil seiner religionspolitischen
Kultur. Arafats Vision für eine Lösung der Jerusalemfrage war eine Art Ableger des
Vatikanstaates um die Grabeskirche und andere den Christen heilige Stätten in der
Altstadt. Zu ihrem Schutz sollte eine Abteilung der päpstlichen Schweizergarde aufgeboten
werden. All das hat Arafat jetzt aber mit ins Grab genommen. Der neue PLO-Chef
Mahmud Abbas entfernte am Wochenende zwei führende christliche Mitarbeiter von Arafat,
Nabil Abu Uda und Rami Zahuri. Jetzt gibt es keine Christen an der Spitze der Palästinenser
mehr. Besonders betroffen zeigen sich die anglikanische und die lutheranische Kirche,
die früher mit je einem Delegierten im palästinensischen Zentralkomitee vertreten
waren. Auch das orthodoxe Patriarchat Jerusalem fürchtet nun eine „Arabisierung“ zu
Lasten seiner fast ausschliesslich aus Griechenland stammenden höheren Geistlichkeit.
Am besten für die nun erwarteten schwierigen Zeiten sind die Katholiken gerüstet,
bei denen es sich bis zu Patriarch Michel Sabah hinauf um Araber handelt." (rv
22.11.04 hr)