Mediziner und Krankenseelsorger aus der ganzen Welt versammelten sich dieser Tage
im Vatikan, um über Palliativmedizin zu sprechen, also den Einsatz schmerzlindernder
Medikamente. Ein ethisch heikles Thema, nicht nur weil es an die Grenzen der Euthanasie
streift. Der springende Punkt für die katholische Kirche in Sachen Palliativmedizin
ist: Wie weit darf man schmerzlindernde Substanzen verabreichen, wenn sie als Nebenwirkung
eine Bewusstseinsänderung mit sich bringen? Der aus Wien angereiste Arzt Thomas Csaky
Pallavicini betont, „dass es sehr wichtig ist, das man im Sterbeprozess sehr wach
ist oder zumindest Teile des Tages im wachen Zustand verbringen kann, damit man Dinge,
die man noch regeln sollte, noch regeln kann. Sei es mit den Verwandten Frieden schließen
oder Zugang zum Bußsakrament haben, also die Wiederversöhnung mit Gott – dass man
das auch bekommt.“ Ärzte kennen verschiedenste Medikamente, die sie ihren Patienten
je nach der Stärke der Schmerzen verabreichen. In der höchsten Stufe kommen meistens
Opiate zum Einsatz. Zum Beispiel Morphium. „Die Kirche ist nicht gegen Morphium,
das ist eine ausgezeichnete Substanz, die auch sehr günstig ist, aber es ist auch
ein großes Missbrauchspotential da. Die eigentlichen Adressaten für Opiate sind die
schweren Krebsschmerzen oder Aidskranke oder Menschen, die im Angesicht des Todes
unter fürchterlicher Atemnot leiden. Wenn jemand nur mehr auf den Schmerz fixiert
ist, so dass er nicht mehr die Kraft hat, sich auch noch mit anderen Dingen zu beschäftigen
– diese Patienten profitieren sehr von der modernen Opiat-Therapie.“ (rv 17.11.04
gs)