Der designierte EU-Kommissar Franco Frattini will sich künftig nur für gesamt-europäische
Interessen einsetzen. Das beteuerte er bei seiner Anhörung gestern abend im Europaparlament.
Frattini, der Innen- und Justiz-Kommissar werden soll, wehrte sich gegen Fragen, die
ihn als Interessenvertreter der italienischen Regierung Berlusconi hinstellten. Der
bisherige italienische Außenminister wich auch Fragen aus, die nach seiner persönlichen
Einstellung zu Diskriminierung aus Gründen der Religion oder des Geschlechts forschten.
An solchen Fragen war der vorige italienische EU-Kandidat Rocco Buttiglione gescheitert,
was zu einer ersten Krise der neuen EU-Kommission geführt hatte. Frattini nannte den
"Laizismus eine Säule unserer Demokratien"; auf die Frage nach dem Christentum erinnerte
er hingegen an die Formulierung der so genannten EU-Verfassung, dass Europa ein "Erbe
religiöser Werte besitze", das es weiterhin "inspiriert". Der Italiener stritt ab,
Freimaurer zu sein, äußerte sich aber nicht klar zu der Frage, wie er zu gleichgeschlechtlichen
Partnerschaften stehe. Nach seiner Anhörung z zeichnete sich bei den Fraktionen des
EU-Parlaments eine Mehrheit für Frattini ab. (efe, repubblica 16.11.04 sk)