Niederlande: Neue Brandanschläge, Kardinal sieht Wertekrise
Die Kette der Gewalt nach dem Mord an Theo van Gogh durch einen Moslem-Extremisten
reißt nicht ab. Unbekannte Täter warfen am Samstag abend Brandsätze in eine christliche
Schule; es entstand aber nur geringer Sachschaden. Am Freitag war eine Moschee bei
Venlo bei einem Brandanschlag völlig ausgebrannt. Premierminister Jan Peter Balkenende
nahm gestern in Einhoven in einer Moschee an der Feier zum Ende des Ramadan teil.
Dabei rief er zum gesellschaftlichen Dialog auf. Am Samstag hatte der Justizminister
auf einem Parteitag angekündigt, die Beleidigung von Religionen stärker ahnden zu
wollen.
Die Ereignisse in den Niederlanden zeigen die Krise einer Gesellschaft
an, in der Wertfragen völlig beliebig geworden sind. Dies meinte der österreichische
Kardinal Christoph Schönborn in einem Interview mit der "Kleinen Zeitung". Es stelle
sich die Grundfrage, ob eine Gesellschaft, die ihre eigenen Normen und Werte so völlig
in die Beliebigkeit gestellt hat, überhaupt die Kraft hat, das zu tun, was heute in
Europa notwendig ist. Wörtlich meinte der Wiener Erzbischof: "Dass wir multikulturell
und multireligiös leben müssen, ist klar. Das kann aber nur gelingen, wenn halbwegs
konturierte Identitäten da sind". (faz/kap 15.11.04 sk)