Palästinenserpräsident Arafats Gesundheitszustand scheint sich weiter zu verschlechtern.
Der Friedensnobelpreisträger sei "in ein noch tieferes Koma" gefallen, hieß es aus
Paris - wo sich derzeit auch mehrere palästinensische Politiker ein Bild von der Lage
machen. Emil Salayta ist Priester im lateinischen Patriarchat von Jerusalem. Er sagt:"Arafat
hat trotz der ganzen Kritik, der er ausgesetzt war, einen charismatischen Charakter
und eine solche Personalität. Die Leute respektieren ihn sehr und sehen in ihm den
Führer, und zwar den einzigen. Das ist auch ein Grund dafür, dass die Leute jetzt
so sehr leiden, denn sie sind es nicht gewohnt, ihn nicht auf der Bühne zu sehen.
Überall in Palästina wird in Kirchen und Moscheen gebetet, denn die Palästinenser
wollen ihn in gutem Gesundheitszustand zurück." Das jedoch ist wohl utopisch.
Und so stellt sich jetzt immer dringlicher die Frage nach einem Nachfolger. Emil Salayta
sieht große Schwierigkeiten auf das palästinensische Volk zukommen - auf Moslems
und Christen: "Die Vereinigten Staaten, Europa und in diesem Fall natürlich
auch Israel unterstützen bestimmte Leute unter den Palästinensern, die sie für die
richtigen Dialogpartner halten. Aber diese Wünsche der großen Mächte ist nur eine
Sache, die andere Seite ist das palästinensische Volk, das das erste Recht hat, über
seine Führung zu entscheiden! Da gibt es natürlich unglaublich viele Gerüchte, es
ist aber wohl Zeit, sich einmal die palästinensische Verfassung anzusehen: Wenn der
Präsident nicht da ist, ist es Aufgabe des Parlamentspräsidenten für eine Zeit von
nicht mehr als 60 Tagen das Amt zu übernehmen; und in dieser Zeit muss die Wahl organisiert
werden. Die Frage ist halt nun, inwiefern Israel da zustimmen wird und den Palästinensern
eine freie Wahl zugestehen wird." (rv 09.11.04 lw)