Die Vatikanzeitung hat das literarische Werk der designierten österreichischen Literaturnobelpreisträgerin
Elfriede Jelinek scharf kritisiert. In einem Artikel unter der Überschrift "Nel segno
della trasgressione" - am ehesten wiederzugeben mit "Im Zeichen der Sünde" - geht
das Vatikanblatt mit Jelineks Stil und ihren Werken sowie mit der Entscheidung des
Nobelkmomittees ins Gericht. Der Schreibstil der Österreicherin sei einer der besten
in Europa, gibt das Vatikanblatt zu. Jelinek habe von ihrer Mutter reiche musische
Begabung geerbt; ihre unbestrittene aber, so wörtlich, "nicht immer voll ausgeschöpfte
Kultur" sei in ihren Texten sehr deutlich zu spüren, führe aber auch dazu, dass ihr
Stil über das Ungewohnte und Agressive hinaus gehe. Jelineks Sprache, so heißt es
weiter, sei schneidend, reich an ungewohnten rhetorischen Figuren und voller Antiphrasen;
es fehle aber auch nicht die herbe Widerlichkeit des Obszönen. Die Schriftstellerin,
der die Vatikanzeitung ein weder psychologisch noch sozial einfaches Leben bescheinigt,
habe sich immer wieder für die Zerstörung der Wichtigkeit und Vertretung der offiziellen
Kultur eingesetzt. Was die erotischen Szenen in Jelineks Werken angeht, handle es
sich oft um Szenen roher Sexualität, die nicht die Emanzipierung der Frau vom Erotismus
zum Ziel hätten. Die österreichische Schriftstellerin füge in ihren Büchern Sexualität
mit Pahtologie, Macht und Gewalt zusammen. Die Vereinigungen der Körper seien niemals
offen für Zärtlichkeit oder die Würde der Seele oder der Absichten. Oft gingen Jelineks
Ansichten, gerade im politisch-gesellschaftlichen Bereich in die Nähe eines "absoluten
Nihilismus". Die schärfste Kritik trifft Jelineks Buch "Die Pianistin", das der Kommentator
als 300 Seiten brutalen Leichtsinns, perverser Psychologien und zerstörerischer weiblicher
Genealogie charakterisiert.