2004-07-18 12:47:07

Österreich: "Jetzt ist Rom am Zug"


Nicht nur in der österreichischen Kirche ist das Entsetzen groß über die Vorgänge im Bistum St. Pölten. In Medien wird immer wieder über eine mögliche Abberufung von Bischof Kurt Krenn spekuliert, weil er die Sex-Skandale in seinem Priesterseminar nicht unterbunden hat. Krenn erklärt zwar in Interviews, die Sache gehe nur sein Bistum etwas an, und er bemühe sich um Schadensbegrenzung. Zu einem möglichen Eingreifen Roms meint Krenn wörtlich: "Aber das macht doch nichts. Freunde aus Rom sind doch Freunde." Aber Marcus Graulich, Kirchenrechtler an der päpstlichen Universität Salesiana in Rom, meint zu Krenn:"Er hat die Aufsichtspflicht verletzt. Er ist natürlich dafür zuständig, dass in seinem Seminar nicht nur den Priesteramtskandidaten nicht geschadet wird, sondern dass da natürlich auch die Moralordnung der Kirche gelebt wird. Wenn die Mißstände so sind, wie sie geschildert werden und durch Fotos dokumentiert werden, ist das eine grobe Verletzung seiner Aufsichtspflicht und damit seiner Hirtensorge, die er nicht nur im Hinblick auf die Seminaristen hat, sondern auch im Hinblick auf die Gläubigen, zu denen die Seminaristen nachher als Priester gesandt werden."
Aus der Sicht des Kirchenrechtlers Graulich ist jetzt gar nicht die österreichische Kirche am Zug, sondern gleich der Vatikan."Der Metropolit ist dann zuständig, wenn sich Bischof Krenn eine Kirchenstrafe zugezogen hätte, was bisher nicht der Fall ist. Und sonst wird gleich Rom eingreifen. Natürlich kann Rom auch tätig werden auf Grund der Intervention von Kardinal Schönborn. Wir erinnern uns da auch an den Fall von Kardinal Groer - da war`s ja auch die Initiative von Kardinal Schönborn, damals noch Koadjutor der Diözese, die letztlich zum Eingreifen geführt hat."
Konkret stellt sich der Kirchenrechtler Graulich das weitere Prozedere im Fall Krenn jetzt so vor:"Dass der Präfekt der Bischofskongregation, Kardinal Re, ihn evt. mit einem Mitarbeiter des Staatssekretariats zu Gesprächen bittet, um seine Position zu klären. Und je nachdem, wie schnell er einlenkt oder auch nicht, kann das Verfahren länger oder kürzer dauern."
(rv 15.07.04 sk)







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