Eine spektakuläre Geste des Papstes in Richtung Rußland: Johannes Paul II. gibt der
russisch-orthodoxen Kirche eine in Rußland sehr verehrte Marien-Ikone zurück, die
Ikone der Muttergottes von Kazan. Ende August, zum orthodoxen Fest des Heimgangs Mariens,
soll eine Vatikan-Delegation die Malerei, die sich derzeit in den Privatgemächern
des Papstes befindet, nach Rußland zurückbringen - wahrscheinlich in die Teilrepublik
Tatarstan. Vatikansprecher Joaquin Navarro-Valls verriet, dass der Papst dem Moskauer
Patriarchen Alexei II. schon vor Wochen mitgeteilt habe, er wolle die Ikone zurückgeben.
Die Zeit sei nunmehr reif dafür, so Navarro-Valls. Bislang hatte Johannes Paul immer
noch gehofft, die Marien-Ikone selbst bei einem Rußlandbesuch übergeben zu können
- die Reisepläne sind aber immer wieder an russisch-orthodoxen Einwänden gescheitert.
Jetzt hofft der Papst nach Angaben seines Sprechers, dass die römische Pilger-Etappe
der Ikone ein gutes Vorzeichen für ein katholisch-orthodoxes Zusammenrücken sei. Die
genaue Zusammensetzung der Vatikan-Delegation nach Rußland soll erst in ein paar Tagen
bekanntgegeben werden; man kann davon ausgehen, dass Kardinal Walter Kasper vom päpstlichen
Einheitsrat ihr angehören wird, vielleicht sogar Kardinalstaatssekretär Angelo Sodano.
Die "Muttergottes von Kazan" ist eine Ikone des 16. Jahrhunderts; sie gilt als wundertätig
und hat eine bewegte Geschichte hinter sich: gestohlen, verschollen, wieder aufgetaucht,
verkauft, dem Vatikan geschenkt. Nach mehr als hundert Jahren kehrt sie jetzt nach
Kazan zurück. (rv 11.07.04 sk)