"Soll das zu einem neuen Ritual werden?" Mit diesen Worten weist der Präsident des
Zentralkomitees der Deutschen Katholiken, Hans-Joachim Meyer, die Kritik von Kardinal
Meisner am Ulmer Katholikentag zurück. Es ist eine Reaktion, die sehr schnell nach
dem Bekanntwerden des Artikels von Kardinal Meisner für die Kölner Kirchenzeitung
kam. Nach dem Katholikentag habe sich Meisner genauso negativ geäußert wie nach dem
Ökumenischen Kirchentag letztes Jahr in Berlin, so Meyer: Der Heilige Vater
habe ein ermunterndes Grußwort gesendet, schreibt Meyer, Kardinal Lehmann und über
50 andere Bischöfe hätten das Programm durch Gottesdienste, Bibelarbeiten und dialogische
Veranstaltungen mitgeprägt, und Kardinal Kasper einen richtungsweisenden und ermutigenden
Vortrag zur Ökumene gehalten. Und weiter: "Dank der geschwisterlichen Zusammenarbeit
mit evangelischen und orthodoxen Christen wird dieser Katholikentag zugleich zu einem
ökumenischen Ereignis." Und trotzdem, so Meyer, ließen Angriffe Meisners nicht auf
sich warten. Nach seinem Programm und in der Wirklichkeit war dieser Katholikentag
zugleich fromm und den Herausforderungen des Lebens zugewandt, gibt sich Meyer überzeugt.
Seine Höhepunkte seien die Gottesdienste gewesen. Er räumt ein: "Gewiss lässt sich
dennoch auch Kritisches über diesen Katholikentag sagen." Aber: Wenn sein klares Profil
einfach geleugnet und ihm sein dialogischer Charakter zum Vorwurf gemacht werde, dann
- so wörtlich - "brauchen Kardinal Lehmann und ich darüber keine Nacht zu schlafen,
um dies als realitätsfern zurückzuweisen". Und was das von Meisner kritisierte Gespräch
Küng-Lehmann angeht, sagt Meyer: "Kardinal Meisner scheint von fern nur Hans Küng
wahrgenommen zu haben. Jedenfalls ist ihm offenbar völlig die geistige Souveränität
seines Amtsbruders Karl Lehmann in dieser Diskussion entgangen und das überzeugende
Engagement Hanna-Renate Lauriens für ein Leben mit der Kirche."