2004-06-25 10:43:47

Vatikan: Ratzinger gegen "Laizismus"


Im Vatikan sieht man einen gewissen Laizismus in der Politik des Westens immer mehr als Problem. Dass es in der EU-Verfassung nicht einmal zu einem Hinweis auf die christlichen Wurzeln des Kontinents gereicht hat, nennt Vatikan-Kardinal Joseph Ratzinger einen Fall von - so wörtlich - «laizistischer Ideologie». Der polnischen katholischen Nachrichtenagentur sagte Ratzinger: «Wir haben es hier mit laizistischer Ideologie zu tun, wegen der die Geschichte nicht das aktuelle Gewissen erreichen darf.» Die christlichen Wurzeln Europas seien aber ein «schlicht nicht zu leugnendes historisches Faktum». Gerade die christlichen Wurzeln hätten die Möglichkeiten des Pluralismus eröffnet, wie er sich etwa in Weltanschauungen, die vom Koran inspiriert seien, nicht entwickelt habe, so der Kardinal. Gerade deshalb wäre es wichtig gewesen, diese christliche Inspiration festzuhalten, aus der heraus «jener Freiheitsraum" gewachsen sei, den man heute Europa nenne. Offenbar wolle man die Religion auf die Privatsphäre des einzelnen begrenzen, beklagte der Präfekt der vatikanischen Glaubens-Kongregation. -
Was er nicht sagte: Im Vatikan ist man heilfroh, dass nicht der belgische Regierungschef Verhoefstaedt neuer Chef der EU-Kommission wurde. In ihm sehen viele im Vatikan einen wichtigen Vertreter dieses ideologischen Laizismus, vermuten in ihm sogar einen Freimaurer. Als Laizisten gelten auch der Franzose Chirac und - abgeschwächt - der Spanier Zapatero. Dass der Italiener Berlusconi auf dem jüngsten EU-Gipfel laut die fehlende Debatte über einen Gottesbezug beklagt hat, nimmt der Vatikan aufmerksam zur Kenntnis. Allerdings sieht er auch: Richtig in die Bresche geworfen hat sich in Brüssel niemand, um das Thema wenigstens noch mal auf die Tagesordnung der EU-Großen zu setzen.
(sk kna/rv 22.6.)







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