Die Kirche in den USA macht heute zwei eingehende Studien zum Umfang der sexuellen
Mißbrauchs-Fälle öffentlich. Dabei werden nicht nur konkrete Zahlen zu dem Phänomen
angegeben, sondern in einer zweiten Studie auch erklärt, wie es im einzelnen zu Mißbrauchs-Fällen
durch Kirchenleute kommen konnte. - Die Zahlen, die heute genannt werden, sind
schon seit zwei Wochen bekannt. CNN hatte enthüllt, dass es in den letzten fünfzig
Jahren etwa 11.000 Kinder und Jugendliche gegeben hat, die Opfer von Pädophilen im
kirchlichen Umfeld wurden. Die Zahl liegt deutlich höher, als selbst Opfergruppen
vermutet hatten. Erst gestern nannte das Erzbistum Boston, von dem der Mißbrauchs-Skandal
ausgegangen war, seine Zahlen: Danach sind seit 1950 162 Priester des Mißbrauchs beschuldigt
worden, das sind nach Agentur-Rechnungen etwa sieben Prozent der Priester, die in
dieser Zeit im Erzbistum arbeiteten. Die mutmaßliche Zahl der Opfer liegt hier bei
über achthundert Kindern und Jugendlichen. - Bei diesen - schockierenden - Zahlen
muß man aber im Auge behalten, dass es hier um Fälle geht, in denen Priester des Mißbrauchs
beschuldigt wurden - nicht in jedem Fall muß der Vorwurf stimmen. Wichtiger als die
Zahlen ist aber der zweite Bericht, der heute öffentlich wird. Dabei will das unabhängige
Komittee, das kirchliche Mißbrauchsfälle untersucht, im einzelnen darstellen, wie
es dazu kommen konnte. Vor allem aus diesem Bericht können die Bischöfe Schlußfolgerungen
ziehen, wie sie solche Fälle künftig vermeiden können. (sk cns, ap, afp 27.2.)