2004-02-11 11:46:52

Frankreich/Deutschland: Diskussion um Kopftuchverbot


Heute könnte in Frankreich – zumindest vorläufig – ein Schlussstrich unter die Kopftuchdebatte gezogen werden. Am Nachmittag werden die französischen Abgeordneten in der Nationalversammlung über ein Gesetz abstimmen, das das Tragen von „ostentativen religiösen Symbolen“ an der Schule verbietet. Noch liegt kein Ergebnis vor. Beobachter gehen jedoch davon aus, dass eine große Mehrheit dem Gesetz zustimmen wird. Die Proteste islamischer Gruppen reißen nicht ab: In Frankreich befinden sich zwei Studentinnen seit vergangenen Mittwoch im Hungerstreik, in Malaysia haben heute etwa 30 Muslime vor der französischen Botschaft demonstriert.
Auch in Deutschland wird unterdessen weiter diskutiert, ob das Tragen von Kopftüchern an Schulen erlaubt sein soll oder nicht. In einem Gespräch mit dem Mannheimer Imam Bekir Alboga plädierte der Bayerische Innenminister, Günther Beckstein, gestern für ein Verbot. Er fürchte nicht, durch ein entsprechendes Gesetz das Misstrauen der Muslime zu verschärfen oder sie dadurch auszugrenzen. Im Gegenteil. Seiner Meinung nach ist die angestrebte Regelung ganz im Sinne der Muslime und verbessert ihre Situation. "Das Kopftuch ist für die liberalen Muslime nicht unbedingt das Symbol, das sie haben wollen, sondern ein politisches Signal eines rückwärts gewandten Islam. Deswegen glaube ich, dass auch bei den Muslimen Mehrheit verlangt, das Kopftuch in bestimmten Amtsräumen zu verbieten. Kopftuch nicht Symbol der Toleranz wie das Kreuz... Das Kopftuch ist eine politische Form des Islam, wie sie für uns nicht tauglich ist."
Ein Kopftuchverbot in Deutschland als ersten Schritt zu einem laizistischen Staat wie Frankreich zu sehen, ist Innenminister Günther Beckstein zu Folge ein Fehlinterpretation. Kirchen und christliche Werte seien in der Gesellschaft wichtig, und das müsse auch in Zukunft so bleiben.
"Wenn wir sozusagen alles, was Religion ist, zur Privatsache erklären wollen, das ist für unser Land nicht gut. Ich sage deswegen auch , es ist gut, wenn jemand ein gläubiger Muslim ist, wenn jemand ein toleranter Muslim ist. Denn es ist besser, wenn man einem Gott sich verantwortlich fühlt als wenn man meint, dass alles gleichgültig ist. Aber dass wir auf der Basis einer christlich-abendländischen Religion eine engere Verbindung zum Christentum haben. Dass muss auch jeder einsehen, der in unser Land kommt."







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