Frankreich/Deutschland: Diskussion um Kopftuchverbot
Heute könnte in Frankreich – zumindest vorläufig – ein Schlussstrich unter die
Kopftuchdebatte gezogen werden. Am Nachmittag werden die französischen Abgeordneten
in der Nationalversammlung über ein Gesetz abstimmen, das das Tragen von „ostentativen
religiösen Symbolen“ an der Schule verbietet. Noch liegt kein Ergebnis vor. Beobachter
gehen jedoch davon aus, dass eine große Mehrheit dem Gesetz zustimmen wird. Die Proteste
islamischer Gruppen reißen nicht ab: In Frankreich befinden sich zwei Studentinnen
seit vergangenen Mittwoch im Hungerstreik, in Malaysia haben heute etwa 30 Muslime
vor der französischen Botschaft demonstriert. Auch in Deutschland wird unterdessen
weiter diskutiert, ob das Tragen von Kopftüchern an Schulen erlaubt sein soll oder
nicht. In einem Gespräch mit dem Mannheimer Imam Bekir Alboga plädierte der Bayerische
Innenminister, Günther Beckstein, gestern für ein Verbot. Er fürchte nicht, durch
ein entsprechendes Gesetz das Misstrauen der Muslime zu verschärfen oder sie dadurch
auszugrenzen. Im Gegenteil. Seiner Meinung nach ist die angestrebte Regelung ganz
im Sinne der Muslime und verbessert ihre Situation. "Das Kopftuch ist für die
liberalen Muslime nicht unbedingt das Symbol, das sie haben wollen, sondern ein politisches
Signal eines rückwärts gewandten Islam. Deswegen glaube ich, dass auch bei den Muslimen
Mehrheit verlangt, das Kopftuch in bestimmten Amtsräumen zu verbieten. Kopftuch nicht
Symbol der Toleranz wie das Kreuz... Das Kopftuch ist eine politische Form des Islam,
wie sie für uns nicht tauglich ist." Ein Kopftuchverbot in Deutschland als ersten
Schritt zu einem laizistischen Staat wie Frankreich zu sehen, ist Innenminister Günther
Beckstein zu Folge ein Fehlinterpretation. Kirchen und christliche Werte seien in
der Gesellschaft wichtig, und das müsse auch in Zukunft so bleiben. "Wenn wir
sozusagen alles, was Religion ist, zur Privatsache erklären wollen, das ist für unser
Land nicht gut. Ich sage deswegen auch , es ist gut, wenn jemand ein gläubiger Muslim
ist, wenn jemand ein toleranter Muslim ist. Denn es ist besser, wenn man einem Gott
sich verantwortlich fühlt als wenn man meint, dass alles gleichgültig ist. Aber dass
wir auf der Basis einer christlich-abendländischen Religion eine engere Verbindung
zum Christentum haben. Dass muss auch jeder einsehen, der in unser Land kommt."