Die von Schließungsplänen des deutschen Thyssen-Krupp-Konzerns bedrohten Stahlarbeiter
von Umbrien sind heute zu Fuß zum Papst nach Rom gepilgert. Rund 20 Arbeiter trafen
nach einem 26-stündigen Marsch von Terni aus auf dem Petersplatz ein, um Johannes
Paul II. um seine Solidarität zu bitten. Weitere hundert waren per Zug und Bus angereist.
Beim Angeglusgebet wandte der Papst sich persönlich an die besonderen Pilger: "Ich
grüße die Arbeiter des Stahlwerks von Terni, die zu Fuß hierher gekommen sind, um
die Aufmerksamkeit auf die Beschäftigungskrise dieses großen Industriekomplexes zu
lenken. Ich habe nicht vergessen, dass ich dort am 19. März 1981 meinen ersten Pastoralbesuch
in einer italienischen Fabrik gemacht habe. Ich schätze euren starken Willen, eure
Arbeit dessen Würde zu verteidigen, sehr. In den derzeitigen Schwierigkeiten bin ich
euch nahe und hoffe, dass eine für euch und eure Familien gerechte Lösung gefunden
wird." Unterstützung erhielten die betroffenen Stahlarbeiter nicht nur vom Papst,
sondern in den letzten Tagen bereits von ihrem Bischof, Vincenzo Paglia: "Was jetzt
passiert, ist eine der schlimmsten Verletzungen, die diese Stadt in den letzten fünfzig
Jahren erlebt hat. Wir können nicht dazu schweigen und eine Entscheidung hinnehmen,
die ohne jede Verhandlung getroffen wurde. Der Verlust des Arbeitsplatzes und damit
der Zukunftsaussichten für mehr als 800 Menschen ist ein unvergleichliches Drama.
Das bedeutet nicht, dass man nicht den harten Gesetze des Wettbewerbs und der Globalisierung
Rechnung tragen muss. Trotzdem kann eine Entscheidung, die Hunderte von Menschen und
Tausende von Familien betrifft, nicht allein vom wirtschaftlichen und kommerziellen
Standpunkt aus getroffen werden."