Der Papst ist unzufrieden mit der Rezeption von vatikanischen Dokumenten. Das sagte
er heute vor der Vollversammlung der Glaubenskongregation unter Leitung von Kardinal
Joseph Ratzinger. Die Katholiken in aller Welt würden durch die Medien oft "eher verwirrt
als informiert" über den Inhalt von Lehrschreiben aus Rom. "Die Rezeption eines
Dokuments ist mehr als ein Medienereignis - sie sollte vor allem ein kirchliches Ereignis
des Hinhörens auf das Lehramt sein. Wenn ein kompetentes Wort Licht wirft auf einige
Aspekte der katholischen Lehre, dann hat das auch einen sehr pastoralen Charakter." Der
Papst nannte auch ein Beispiel: In seiner Enzyklika "Veritas et splendor" habe er
den Gedanken des moralischen Naturrechts neu in die Debatte bringen wollen - als Wertefundament,
auf das sich alle verständigen könnten. Leider sei das aber bisher nicht geglückt,
jedenfalls nicht genug. Noch etwas sprach Johannes Paul an: die gestiegene Zahl
von Disziplin-Fällen, die bei der Glaubenskongregation landen. Dazu gehörten auch
Sittenverstöße von Kirchenleuten. "Da sollte man in jedem Fall gut abwägen, ob
die Proportionalität von Vergehen und Strafe gewahrt ist und ob das Volk Gottes künftig
geschützt ist - das hat Priorität." (sk sedoc 6.2.)