Frieden und Ökumene sind eng miteinander verbunden. Darauf hat der Ökumene-Kardinal
Walter Kasper zum Abschluss der Gebetswoche für die Einheit der Christen noch einmal
deutlich hingewiesen. Dieses Mal kamen die Texte zur Einheitswoche aus dem syrischen
Aleppo, wo die Lage der Christen und Nichtchristen vom Nahostkonflikt beherrscht wird.
"Wir bitten dringend um die Rückkehr des Friedens für diese gemarterte Region, die
in den ersten Jahrhunderten eine reiche Wiege christlicher Kultur war, eine Region,
in der Christen heute aber in der Minderheit sind. Sie geben ein gutes Beispeil für
ökumenischen Dialog und Zusammenleben." Der Friede, der einer von Gottes Namen ist,
werde am Ende siegen, sagte Kasper in seiner Predigt beim Vespergottesdienst zum Abschluss
der Gebetswoche in der Basilika Sankt Paul vor den Mauern. "Frieden bedeutet nicht
nur das Schweigen der Waffen. Er ist eine Welt, in der die Menschen gemeinsam ohne
Gewalt in Frieden und im Glück leben. Es ist der Frieden unter den Nationen und im
Innern der Völker." Christus habe den Menschen seinen Frieden geschenkt, indem er
nicht mit Gewalt auf Gewalt antwortete, betonte Kasper. Die Christen müssten Botschafter,
Zeugen und Pioniere des Friedens sein, forderte er. "Angesichts der Dringlichkeit
dieser Botschaft füllen sich unsere Herzen mit Schmerz und Scham, denn das Bild, das
unsere Welt und sogar unsere Kirchen geben, ist ganz anders. Unsere Kirchen sind getrennt,
im Lauf der Geschichte haben sie sich feindlich gegenüber gestanden." Trotz der
Hindernisse auf dem Weg der Ökumene und Versuchen, die Einheit zu blockieren, dürfen
die Christen nicht resignieren, mahnte Kasper, denn die Trennung der Christen bleibe
ein "Skandal". Trotz einer gewissen Ökumene-Müdigkeit gebe es auch Fortschritte: "Wir
benutzen keine Ausdrücke des Hasses und der Verachtung mehr füreinander. Es hat sich
ein neuer Geist der Brüderlichkeit entwickelt. Wir leben, arbeiten und beten zusammen.
Wir sind Freunde geworden." Die Partner des ökumenischen Dialogs müssten auch weiterhin
Kritik üben, und zwar nicht nur am jeweils anderen, sondern auch an sich selbst, fordert
der Präsident des Einheitsrats. Das gelte auch für die Katholiken. Schon das Zweite
Vatikanische Konzil habe gelehrt, das Offenheit für Veränderungen und Reformen nötig
sei. "Wir können voneinander lernen. Es stimmt nicht, dass die Ökumene ein Verarmungsprozess
ist, in dem die Begegnung auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner erfolgt. Im Gegenteil:
Durch die Ökumene verliert niemand etwas. Es ist ein Prozess des Wachsens und der
Bereicherung."