Bundespräsident Johannes Rau hat seine Warnung vor einem Kopftuchverbot für Lehrerinnen
bekräftigt. Ein solches Verbot wäre «der erste Schritt auf dem Weg in einen laizistischen
Staat, der religiöse Zeichen und Symbole aus dem öffentlichen Leben verbannt».
Das sagte Rau heute im niedersächsischen Wolfenbüttel. «Ich will das nicht», fügte
er hinzu. Mit Blick auf Symbole anderer Religionen betonte er, im Rechtsstaat gebe
es ein «Recht auf Unterschiede, aber kein unterschiedliches Recht». Rau äußerte sich
gut einen Monat nach seinem Interview, in dem er sich gegen ein Kopftuchverbot
gewandt und eine Gleichbehandlung von Kopftuch, jüdischer Kipa und Kreuz angemahnt
hatte. Auf diese Äußerungen hatten Kirchenvertreter, darunter auch Vatikan-Kardinal
Joseph Ratzinger, und Teile der Politik mit Kritik reagiert. Anlass für seine Rede
am Donnerstag war der 275. Geburtstag des großen Aufklärers und Dichters Gotthold
Ephraim Lessing (1729-1781), der elf Jahre in Wolfenbüttel wirkte. Der Bundespräsident
bezog sich in weiten Passagen seiner Rede auf den Kopftuchstreit und mahnte zugleich
Religionsfreiheit in islamischen Ländern an. (sk kna 22.1.)