In Italien gelten fortan strenge Regeln zur künstlichen Befruchtung
Nach hitzigen Debatten, geheimen Abstimmungen und heftigem Streit in der Opposition
ist es durch: Italiens neues Gesetz zur künstlichen Befruchtung. Der Senat verabschiedete
heute sämtliche vom Parlament vorgeschlagenen Artikel mit 169 gegen 90 Stimmen und
nur fünf Enthaltungen. Das Gesetz sieht nicht nur strenge Richtlinien für die Befruchtung
im Reagenzglas vor, es verbietet auch die Präimplantationsdiagnostik und die Forschung
an so genannten überzähligen Embryonen. Damit gehören die italienischen Bestimmungen
zu den strengsten in Europa. Nur verheiratete Paare und stabile Lebensgemeinschaften
zwischen Mann und Frau dürfen in Italien zur invitro-Fertilisation greifen. Spendersamen
und fremde Eizellen sind ebenso verboten wie Leihmütter und künstliche Befruchtung
bei Homosexuellen, Minderjährigen und Singles. Um die Abtreibung von Mehrlingen zu
verhindern, dürfen höchstens drei befruchtete Eizellen in die Gebärmutter eingepflanzt
werden. Die für die Befruchtung gewonnenen Embryonen sind unantastbar, das heißt:
keine Untersuchungen auf Erbkrankheiten durch PID, keine Forschung, kein Einfrieren.
Auch die rund 27.000 existierenden und bereits auf Eis gelegten Embryonen dürfen nicht
zur Forschung verwendet werden. Für die Generalsekretärin der Bewegung für das Leben,
Olimpia Tarzi, ist das Gesetz ein voller Erfolg: "Ich halte das für eine ungeheuer
wichtige politische und kulturelle Umwälzung. Denn es war versucht worden, die Fronten
zwischen Katholiken und Laizisten gegeneinander auszuspielen. Aber dieses ideologisch
motivierte Treiben ist gescheitert. Statt dessen hat siche eine breite Allianz von
Menschen unterschiedlichster politischer Bekenntnisse gebildet, denen vor allem eines
am Herzen lag: nämlich das wichtigste aller Menschenrechte, das Recht auf Leben."
Für die Abstimmung über das heftig umstrittene Gesetz war sowohl im Parlament als
auch jetzt im Senat der Fraktionszwang aufgehoben worden. Während die Regierungsparteien
praktisch einstimmig für die Regelungen votierten, gab es einen Riss durch die Fraktion
des mitte-links-Bündnisses. Vor allem die katholisch geprägte Partei Margherita musste
sich von ihren laizisitischen Bündnispartnern den Vorwurf anhören, sie habe sich von
den kirchlichen Hierarchie unter Druck setzen lassen. Gegner des neuen Gesetzes kündigten
den Aufruf zu einem Referendum an.