Treffen von Friedensnobelpreisträgern auf dem Kapitol in Rom
Zum vierten Mal haben sich in den letzten Tagen Friedensnobelpreisträger auf dem Kapitol
getroffen. Es ist ein exklusiver Kreis, den Michail Gorbatschow, umtriebiger Ex-Sowjetchef,
da zusammengebracht hat. Vom römischen Elfenbeinturm aus ringen Friedensnobelpreisträger
um Antworten auf die großen Fragen der Zeit – Club of Rome mal anders. "Wir sind hier,
um eine durchdachte Antwort auf den Terrorismus zu geben, sagt Gorbatschow. Einfache
Lösungen für dieses Problem gibt es nicht – das beweist doch die Lage im Irak. Wir
brauchen eine multilaterale Antwort auf dieses Phänomen – nur mit der Faust auf den
Tisch zu schlagen, reicht nicht." Das Problem: Die meisten der Anwesenden haben
den Nobelpreis, weil sie mit der Faust auf den Tisch schlagen können – aber nicht
unbedingt, weil sie durchdachte Konzepte für die Probleme der Welt haben. Das römische
Nobeltreffen, ein Gipfel des Unverbindlichen? Der Dalai Lama spricht da über Religion,
Shimon Peres über Friedensprozesse, Lech Walesa über Solidarität – einig sind sich
alle, im Großen und Ganzen. Immerhin – in einer Zeit, wo Politik wie Pragmatismus
buchstabiert wird, mahnt hier eine hochkarätige Runde zum Gegenteil. "Sagen wir`s
doch offen, meint Gorbatschow. Im Irak sind die Leute froh, weil Saddam weg ist, aber
ansonsten merken sie, dass sie jetzt eine andere Art von Unterdrückung haben. Demokratie
verbreiten ist ja eine gute Sache – aber man muß doch Geschichte, Kultur, Traditionen
eines Landes beachten, wohin man sie exportiert. Politik ohne Moral – das ist eine
Einbahnstraße."