Der Regierungschef
des Vatikans verteidigt Benedikts Zugehen auf die Piusbrüder: Dem Papst sei bewusst,
dass die innere Einheit der Kirche eine der wichtigsten Prioritäten seines Pontifikates
sein müsse. Das meinte Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone jetzt im Gespräch mit
dem französischen katholischen Fernsehsender KTO.
„Der Papst ist sehr beunruhigt
über die Probleme, die mit der schismatischen Situation der Anhänger von Erzbischof
Lefebvre zusammenhängen. Er hat ja 1988 selbst den Dialog mit Lefebvre geführt auf
die Bitte von Johannes Paul; ich gehörte zu seinem damaligen Beraterstab. Er sah damals
die Ursache dieser Spaltung mit eigenen Augen, und die Notwendigkeit, die Einheit
im Innern der katholischen Kirche wieder herzustellen.“ Dem Papst liege gleichzeitig
aber auch die Ökumene sehr am Herzen: Das zeige sich daran, dass er für Anglikaner,
die katholisch werden wollen, eine eigene kirchliche Struktur schaffe. Kardinal Bertone
glaubt nicht, dass dieser Schritt des Papstes die ökumenischen Beziehungen zu den
anderen christlichen Gemeinschaften belasten wird. „Nein... ich glaube, es gibt
mehr Affinitäten zur orthodoxen Welt, weil wir sehr viel gemeinsam haben. Mit der
protestantischen Welt gibt es mehr Diversität – und mehr Schwierigkeiten. Aber der
Dialog geht voran, und die Wertschätzung, die dieser Theologenpapst bei vielen genießt,
ist eine Basis für diesen Dialog und für ein Wachstum der Beziehungen.“ Benedikt
sei – so betonte sein engster Mitarbeiter – kein einsamer Kirchenführer, der sich
nur auf sich selbst verlasse. Im Gegenteil: „Der Heilige Vater ist – wie man ja
schon an seinem Charakter sieht – ein sehr brüderlicher Mensch, der sich häufig beraten
lässt und gut zuhört. Er ist ein Mann des Zuhörens und arbeitet in sehr kollegialer
Weise. Als er noch Präfekt der Glaubenskongregation war, sammelte er einmal im Monat
an einem Freitag regelmäßig alle Mitarbeiter um sich und stellte auch noch dem Jüngsten
interessierte Fragen über ein Thema, an dem dieser gearbeitet hatte. So verschafft
er sich ein komplettes Bild. Wie Sie wissen, hat Benedikt die Audienzen mit allen
Dikasterienchefs wieder eingeführt – dort fühlt er den Puls aller Ministerien der
Kirche. Und auch bei den Ad-limina-Besuchen von Bischöfen aus allen Teilen der Welt
verschafft er sich ein genaues Bild von der Lage in allen Ortskirchen. Und immer wieder
berät er sich mit seinen direkten Mitarbeitern; mit mir normalerweise jeden Montag.
Dienstags kommt der Substitut des Staatssekretariats, mittwochs der „Außenminister“,
Erzbischof Mamberti.“ (kto 16.12.2009 sk)